Kirche als Kraftort – täglich offen

Viele Menschen glauben daran, dass es magische Orte gibt, die Menschen Energie schenken können. Solche sogenannten Kraftorte finden sich in der freien Natur, aber auch in Kirchen, Schlössern und vorchristlichen Kultstätten. Auch in der Küsnachter Kirche wurden 2010 solche Energiefelder entdeckt. Sie ist täglich von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends offen und lädt zum «Energietanken» ein...
Engel
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Sendung Treffpunkt auf Radio SRF
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Zum Inhalt: Der «Treffpunkt» probiert die Wirkung eines solchen Kraftortes aus. In der reformierten Kirche Küsnacht demonstrieren Geomanten die unsichtbaren Energieströme. Der Pfarrer erzählt, wie sich diese im Kirchenalltag auswirken würden. Eine Forscherin für Alternativmedizin und ein Physiker warnen vor Scharlatanerie. Und schliesslich gibt eine Ritualfachfrau Tipps, wie man seinen ganz persönlichen Ort findet, an dem man vielleicht Kraft tanken kann.

Kurzfassung Artikel Tages Anzeiger
» Original Nadja Belviso

«Der Wert an Bovis-Einheiten beschreibt die Menge und die Qualität der feinstofflichen Lebensenergie an einem Ort. Davon sind Vertreter der Radiästhesie überzeugt. Diese Lehre, die den Parawissenschaften zugeordnet wird, untersucht die Strahlenwirkung mithilfe von Ruten und Pendeln. Dass die Empore der reformierten Kirche nicht mit Unmengen an Bovis-Einheiten gesegnet ist, haben 2010 drei Radiästhesisten festgestellt. Sie untersuchten die Kirche im Auftrag des Goldbachers Emil A. Schaerer. Dieser war hellhörig geworden, als ihm Mitglieder des Kirchenchors erzählten, wie leicht ihnen das Singen im vorderen Bereich der Kirche falle, während das Proben auf der Empore schnell müde mache.

Tatsächlich stellten die unabhängig voneinander beauftragten Radiästhesisten fest, dass die Kirche trotz der schwachen Emporenenergie ein Kraftort sei. Alfred Gloor, Präsident des Verbandes für Radiästhesie und Geo-Biologie Schweiz, war einer der drei Experten. Für ihn sind tiefe Werte nicht an sich etwas Schlechtes. «Es braucht für alles einen Ausgleich», sagt er. Ein Ausgleich zu den Energien, die Gloor und seine beiden Kollegen Heinz A. Eistener und Matthias Mettler sonst in der Kirche gemessen haben. Im Chor der Kirche beim Taufstein etwa waren es 20 000 Bovis-Einheiten. Das entspreche einem ungewöhnlich starken Kraftort. Im Vergleich dazu: Die Kathedrale im französischen Chartre, die unter Esoterikern als Kraftort bekannt ist, verfügt über 13 500 Einheiten.

Messgeräte gibt es keine Dass einige diese Methode zur Energiemessung unwissenschaftlich schimpfen, ärgert Gloor nicht. «Es ist tatsächlich so, dass diese Werte nicht wissenschaftlich messbar sind, weil keine Messgeräte zur Verfügung stehen.» Er würde die Werte eher auf emotionale Empfindungen zurückführen, weshalb es auch mal zu 500 Einheiten grossen Unterschieden kommen könne.

Ablehnende Haltungen und Unglauben der Radiästhesie gegenüber entlocken ihm nur ein Lachen. «Dieselben Leute kommen vielleicht irgendwann mal auf mich zu, weil sie zum Beispiel in ihrer Wohnung nicht gut schlafen können.» Den Kampf zwischen Überzeugten und Skeptikern trägt die reformierte Kirchenpflege nicht mit. «Dass diese Untersuchung durchgeführt wurde, haben wir zur Kenntnis genommen», sagt Kirchenpflegepräsident Max Heberlein. Er selbst könne bestätigen, dass er sich in der Kirche wohlfühle. Ob das an der gemessenen Energie liege, wisse er nicht. Er halte sich besonders gern während einer guten Predigt oder bei schöner Musik dort auf.

Es wurden auch Pläne aufgelegt, auf denen jene Orte markiert sind, die besonders hohe Werte aufweisen. Es gebe nämlich unzählige schöne Plätzchen in der Kirche, die mit immerhin 8000 bis 10 000 Einheiten zum Energietanken ebenso geeignet seien wie die Orte mit Spitzenwerten. Pilgerströme, wie sie von der genannten Kathedrale in Frankreich bekannt sind, erwartet Gloor jedoch nicht. Dass ein paar Leute mehr den Weg in die Küsnachter Kirche finden, kann er sich aber schon vorstellen. Das wäre auch ganz im Sinn des Auftraggebers. «Die Kirchen leiden ja immer mehr unter Besucherschwund», sagt Schaerer, «ich dachte, die Leute würden vielleicht neugierig, wenn sich das Gefühl der Sänger bestätigt.»